Bundeswehr
Einführung und Inhalte
Ziel und Inhalte der Datenbank
Mit der Bundeswehr-Standortdatenbank wird der militärgeschichtlichen Forschung und der interessierten Öffentlichkeit ein bislang nicht vorhandenes Hilfsmittel zur Verfügung gestellt. Erstmals können in einer Internetdatei ausgewählte Angaben über alle Dienststellen (Friedensgliederung 1985) in kompakter Form abgerufen werden.Der Stichtag 1985 ergibt sich in erster Linie aus der Quellenlage: für dieses Jahr ist eine nahezu vollständige Standortübersicht im Bestand des Bundesarchiv-Militärarchiv in Freiburg i.Br. vorhanden. Weiterhin war die Bundeswehr ab 1985 in der „Heeresstruktur 4“, der „Luftwaffenstruktur 70“ und der damaligen Marinestruktur erstmals komplett ausgeplant, alle Friedens- und Verteidigungsfallverbände waren aufgestellt bzw. disloziert. Die Standortdatenbank spiegelt damit den Ist-Zustand der Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland in den achtziger Jahren wider, bevor sich nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 weitgehende strukturelle Wandlungsprozesse vollzogen. Bislang noch nicht grundlegend erforscht und daher auch nicht berücksichtigt sind die Vorbereitungen zur Zivilverteidigung, koordiniert durch das Bundesamt für Zivilschutz (www.bbk.bund.de). So waren z.B. zahlreiche Kasernen der Bundeswehr als Ausweichkrankenhäuser vorgesehen.
Der Nutzer erhält die Möglichkeit, sich über die Bezeichnung (Verband, Truppenteil, Einheit oder Einrichtung der Bundeswehr) und den dazugehörigen Standort zu informieren. In der Regel enthält ein Eintrag außerdem die genaue Anschrift und die Lage der Dienststelle im Standort und den verliehenen Traditions- und Beinamen. Die folgenden Erläuterungen sollen zum besseren Verständnis der genannten Kategorien beitragen.
Schutz militärischer Informationen in der Bundesrepublik Deutschland
Militärische Angaben und Informationen unterlagen in der Bundesrepublik Deutschland – wie auch in anderen Staaten der Welt – in der Regel der Geheimhaltung. Gleichwohl umgab die Bundeswehr keine „Geheimniskrämerei“, wie sie für die Nationale Volksarme der DDR festzustellen ist. Kasernen waren ebenso bekannt wie die Verbände, Truppenteile, Einheiten und Einrichtungen. In der demokratisch-pluralistischen Gesellschaft konnten selbst militärische Geheimnisse der Öffentlichkeit meist nicht völlig verborgen bleiben. Diese erhielt durch die Medien und die insgesamt mehr als neun Millionen Wehrdienst leistenden Staatsbürger in Uniform vielfältige Informationen über die Bundeswehr.Im Gegensatz zur DDR gab es zahlreiche Veröffentlichungen in Wort, Schrift, Bild und Ton, die sich teils überaus kritisch mit der Bundeswehr und den in der Bundesrepublik stationierten Streitkräften der NATO-Partner auseinander setzten. Der 1986 von Peter Barth und Alfred Mechtersheimer veröffentlichte „Militarisierungsatlas der Bundesrepublik Deutschland“ beispielsweise enthielt eine Übersicht „Streitkräfte, Waffen und Standorte, Kosten und Risiken“, die das damalige Bedrohungsszenario widerspiegelt. Allein die tabellarische Aufstellung der Dienststellen (ebenfalls mit Stand 1984/85) veranschaulicht, wie dicht die Bundesrepublik Deutschland mit deutschen und alliierten Dienststellen besiedelt war.
Dislozierung und Bezeichnungen von Dienststellen
Für die Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe und Marine bestanden bis 1990 unterschiedliche Systematiken, nach denen Verbände und Dienststellen bezeichnet werden. Die Grundlegenden Verfahren sollen hier angesprochen werden, auch wenn man von diesen in der Praxis – so etwa für Kleindienststellen – immer wieder abwich.Heer
Am Beispiel der 1. Panzerdivision in Hannover lässt sich die Systematik des Heeres ablesen. Diese Division hatte drei Brigaden mit den Nummern 1 bis 3. Als Verbände der 2. Panzergrenadierdivision folgten die Brigaden 4 bis 6 etc. Nach dieser Systematik waren die 36 Brigaden des Feldheeres den Divisionen zugeordnet. Gleiches galt für die Brigaden bzw. Heimatschutzkommandos (Brigadeäquivalent) bzw. die späteren Heimatschutzbrigaden des Territorialheeres und die übergeordnete Kommandoebene der Wehrbereiche. Als Anhalt dient die folgende Tabelle:
Die Nummerierung bei den Truppenteilen der Brigade (von eins bis fünf) sowie der Divisionstruppen (Nummerierung in Anlehnung an die Division) wurde im Feldheer – bis auf die Luftlandetruppe/Fallschirmjäger - durchgängig verwendet. Teilaktive Brigaden mit 500er Nummern und die gekaderten mit 600er Nummern des Territorialheeres verfügen ebenso über dieses Nummerierungsschema.
Luftwaffe
Für die Luftwaffe ist folgende Systematik feststellbar:
Flugabwehr 21-26er Nummern: Flugabwehrraketenverbände mit dem Waffensystem NIKE oder Patriot
31-39er Nummern: Flugabwehrraketenverbände mit dem Waffensystem HAWK
41-43 Nummern: Flugabwehrraketenverbände mit dem Waffensystem Roland
Fliegende Verbände
31-36: Jagdbombergeschwader (TORNADO oder F-4F PHANTOM)
41, 43, 44, 49: Jagdbombergeschwader (ALPHA JET)
51, 52: Aufklärungsgeschwader (RF-4E PHANTOM II)
61-63: Lufttransportgeschwader (C-160 TRANSALL und Bell UH-1D)
71, 74: Jagdgeschwader (F-4F PHANTOM II)
Allen fliegenden Verbänden waren teilaktive Kanonenbatterien mit Flugabwehrgeschützen zugeordnet.
Fernmeldeverbände (Führungsdienste)
11,12: Fernmeldeverbindungsdienste
31-37: Flugmeldeverbände (Radarführungsdienst)
70, 71, 72: Fernmeldeelektronische Aufklärung
81: Flugsicherung
Die übrigen Truppenteile, wie z.B. die Ausbildungsregimenter zur Grundausbildung, die Luftwaffenmusikkorps, waren durchlaufend nummeriert, beginnend bei eins.
Marine
Die Schiffe sind nach Personen, Bundesländern, Raubtieren, Vögeln oder Fischen benannt oder durchnummeriert (die U-Boote) und in fortlaufend nummerierten Flottillen zusammengefasst.
Quellengrundlage
Die Datenbank beruht im Wesentlichen auf der Auswertung einer Reihe von Archivdokumenten aus dem Bundesarchiv-Militärarchiv (BA-MA), Freiburg i.Br., hier insbesondere der Dienststellenanschriftenverzeichnisse. Eine unverzichtbare Grundlage bildeten daneben die von Karlheinz Begenat und Klaus-Peter Scheibe zusammengestellten Standort- und Dienststellenverzeichnisse der Bundeswehr. Weitere Informationen werden fortlaufend aus einschlägigen Publikationen zusammengetragen. Eine wichtige Hilfe bilden darüber hinaus die zahlreich im Internet veröffentlichten Informationen zu ehemaligen Dienststellen der Bundeswehr.Ergänzung der Datenbank
Die Standortdatenbank stellt einen ersten Versuch dar, der Öffentlichkeit ein komplettes Dienststellenverzeichnis der Bundeswehr zugänglich zu machen. Die Projektmitarbeiter haben sich bei der Zusammenstellung der Daten um größtmögliche Vollständigkeit bemüht. Dennoch gelang es nicht in allen Fällen, alle notwendigen Angaben zu recherchieren. Wir bitten hierfür um Verständnis – und um Ihre Mithilfe!Die Datenbank wird fortlaufend ergänzt. Langfristiges Ziel des Projektes ist es, Entwicklungen in einzelnen Standorten bzw. mit Blick auf einzelne Dienststellen seit 1956 darzustellen. Veränderungen der militärischen Strukturen ebenso wie die Entwicklung des Militärs an einem Standort könnten dann nachvollzogen werden. Für Ergänzungen, Anregungen, Hinweise, Korrekturen und Kritik sind wir dankbar. Bitte nutzen Sie unser Kontaktformular.